Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde die Pinkatalbahn eröffnet. Sie verband das ungarische Szombathely über Rechnitz und Oberwart mit Pinkafeld. Die Bahnfahrt dauerte zwar lang, war aber mit einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h immer noch schneller als Kutsche, Pferd oder Ochsenkarren. 1925 wurde die Anbindung über die Aspangbahn nach Wien realisiert. Mit dem Eisernen Vorhang endete die Verbindung nach Ungarn und mit der Einführung des Schnellbusses nach Wien sanken die Fahrgastzahlen der Pinkatalbahn auf homöopathische Mengen. Mit 2011 kam das Aus für den Personenverkehr und nur noch wenige Güterzüge befahren die Pinkatalbahn. Die Pendler nehmen den Bus.
Die Aufgabe
Der Charme des Bahnhofs ist die Möglichkeitsform. Hier ist es möglich, der Enge des Daseins zu entfliehen, hier existiert Infrastruktur, die länger als überall sonst in Betrieb ist. Es ist möglich, sich nach Geschäftsschluss etwas aus Automaten zu ziehen und es ist möglich einfach zu verweilen, um Menschen beim Reisen zu beobachten. Ein stillgelegter Bahnhof hingegen zeigt die Unmöglichkeit in schmerzender Aufrichtigkeit durch einen Blick auf das Vergangene mit ungewisser Zukunft, den man diesen Objekten mit leisem Bedauern schenkt.
Die Umsetzung
In diesem Rundgang konnten wir von der Vergangenheit in die Zukunft mit vier Schritten schreiten. Eine schimmelnde Telefonzelle, die tatsächlich noch nach Zigaretten riecht, daneben ein modernder Postbriefkasten und eine nagelneue E-Tankstelle in schimmerndem Lackkleid als kontrastierender Botschafter des Neuen. Den Bahnübergang mit seinen sehr seltenen Rotphasen haben wir der Vollständigkeit halber als Beifang mitgenommen.
Das Ergebnis
Dieser Rundgang macht melancholisch. Vorbei die Zeiten, als man mit nur einer Rolle Ein-Schilling-Stücke die Angebetete zu einem Tête-à-Tête telefonisch zum Abend im nahen Kinocenter überreden konnte, vorbei die Zeiten, als man noch dem Brief vertraute, der Angebeteten Herz zu rühren, und vorbei die Zeiten, da man im V8 Big Block und Marlboro über die Hauptstraße cruiste. Das Smartphone mit Whatsapp hat das eine, der E-Koreaner mit Klima das andere abgelöst.