An fast allen Bahnhöfen erblühten dereinst Lichtspieltheater. Hier konnte man sich vor den Wetterunbilden geschützt die Zeit bis zur Abfahrt vertreiben, auf die Abholung warten oder preisgünstig romantische Anbahnungen im verdunkelten Raum erwirken. Begleitet von zu salzigem Popcorn, zu süßer Coke und zu saurem Sportgummi waren diese Besuche des Bahnhofskinos eine beliebte Freizeitbeschäftigung des letzten Jahrtausends.
Die Aufgabe
Seit Hollywood und seine Verleih-Partner das Land mit mehrsäligen Kino- und Unterhaltungstempeln überziehen und seit Film nicht mehr als Zelluloid-Kopie in Metallbüchsen geliefert, sondern über Datenleitungen gestreamt und über sündteure Maschinen projiziert wird, sind die Tage der kleinen Kinos Geschichte.
Die Umsetzung
Ein besonders augenfälliges Exemplar dieser Gattung zu kleiner, zu unmoderner und zu wenig besuchter Kinos findet sich als Kinocenter Pinkafeld ebendort am ebenfalls obsoleten Bahnhof. Die gerade von Westen hereinrollende Schlechtwetterfront bot sich als dramatische Beleuchtung der Kulturruine an und so konnten wir nicht widerstehen, zwei virtuelle Schritte zu setzen.
Das Ergebnis
Das Kinocenter fügt sich nahtlos in die bedeckte Stimmung der anstürmenden Regenwolken. Abblätternder Lack, mäanderndes Eisenoxyd, verblichene Plakate – eine moderne Variante des Bahnhofs Cattle Corner, den Filmenthusiasten sicher noch in bester Erinnerung haben. Für eben diese Enthusiasten empfiehlt sich dieses Kinocenter für eine Zeitreise in die gute alte Zeit, fakultativ auch das Mitbringen einer Mundharmonika.